Das Türkische Volkshaus Frankfurt ist einer der ersten Vereine in Frankfurt, der von MigrantInnen aus der Türkei im Jahre 1964 gegründet und 1965 ins Vereinsregister eingetragen wurde. Die 16 GründerInnen waren AkademikerInnen, StudentInnen und qualifizierte ArbeiterInnen, hauptsächlich GewerkschafterInnen. Während in den ersten Gründungsjahren die kulturellen Interessen im Vordergrund standen, wurden im Laufe der Zeit die Herausforderungen durch die Arbeitsmigration im Nachgang des Anwerbeabkommens zwischen der Türkei und Deutschland bewältigt. Die Mitgliederstruktur des Vereins veränderte sich sukzessive durch die Anwerbung von einfachen ArbeiterInnen aus der Türkei, die Unterstützung im Umgang mit Behörden, bei der Wohnungssuche, in Fragen des Familienzuzugs etc. benötigten. In den Anfängen der 80er Jahre fanden auch politische Flüchtlinge aus der Türkei einen Anschluss im Türkischen Volkshaus.
In der Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt und den Gewerkschaften leistete das Türkische Volkshaus Frankfurt Integrationsarbeit, indem sie Sprachkurse (Deutsch und Türkisch) durchführte, Beratungen anbot, Hausaufgabenhilfe und Ferienfreizeit für Kinder organisierte. Durch verstärktes Angebot an kulturellen Aktivitäten erfuhr der Verein in den 1970ern und 1980ern starken Zulauf von aktiven MigrantInnen aus der Türkei.
Während die Entstehung des Vereins ist mit den organisatorischen Ansätzen der Arbeiterwohlfahrt zur „Eingliederung“ türkischer ArbeiterIinnen in die deutsche Gesellschaft verbunden war, ließen sich die GründerInnen des Vereins, insbesondere durch ihre Nähe zu den Gewerkschaften, nicht in deren Strukturen eingliedern.
Inzwischen vereint das Türkische Volkshaus Frankfurt e. V. progressive Menschen unterschiedlicher politischer Meinungen auf Basis der freiheitlichen demokratischen Grundordnung und tritt für ein Zusammenleben von allen Menschen, auf der Grundlage von gleichen Rechten, Frieden, Solidarität und Völkerverständigung, in Frankfurt ein. Zu den Aktivitätsfeldern gehören neben der Sozialen Arbeit mit Kindern und SeniorInnen auch kulturelle Angebote sowie Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen Entwicklungen und Anlässen.
1992 gründete der Verein das multikulturelle Projekt „Kinderinsel“, dessen Ursprung sich auf den Treffpunkt für türkische Kinder und Eltern von 1975 zurückverfolgen lässt. Die Kinderinsel vereint nicht nur die Bereiche Hort und Offene Kinderarbeit, sie legt auch den Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit in der parteilichen Unterstützung und Interessenvertretung der Kinder.
In diesem Rahmen ist auch das Projekt „All Colours“ Schülergalerie entstanden und bietet als eine offene Einrichtung Angebote für Kinder und Jugendlichen im Alter von 10-15 Jahren. Begleitend zu den alltäglichen Aufgaben werden Kindern z.B. sportliche Aktivitäten, gesunde Ernährung, Spielnachmittage, Museumsbesuche etc. angeboten.
Das Türkische Volkshaus setzt sich für soziale und kulturelle Werte zur Förderung des Zusammenlebens und Chancengleichheit in einer pluralen Gesellschaft ein, positioniert sich gegen Rassismus jeglicher Form und leistet seit nun fast 60 Jahren einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben aller Menschen in Frankfurt.